Löwenzahn – aus dem Garten auf den Teller
Wer Löwenzahn nur als Unkraut sieht, verpasst etwas! Denn Löwenzahn zählt zu den essbaren Wildkräutern und ergänzt mit seinem zartbitteren Geschmack viele Salate und warme Gerichte. Auch als Tee oder essbare Deko macht er sich richtig gut. Wir zeigen euch, wie ihr an die zartesten Blättchen kommt und stellen die vielseitigen Rezepte vor, die ihr aus Löwenzahn zubereiten könnt.
Würziges Wildkräuter-Pesto, ein grüner Smoothie, ein herber Blattsalat, Frühlingskräutersuppe, Heiltee und sogar koffeinfreien Kaffee – all das könnt ihr mit Löwenzahn machen. Überlasst den Löwenzahn also nicht den Kaninchen oder dem Kompost, sondern probiert das Wildkraut aus, vielleicht erobert der Löwenzahn ja einen festen Platz in eurem Speiseplan.
Löwenzahn – Frühling ist die beste Saison
Löwenzahn könnt ihr alljährlich im Garten oder auf einer naturbelassenen Wiese sammeln, im Frühjahr sind die Blättchen noch jung und genießbar. Sie schmecken zartbitter, würzig und ein wenig nussig. Ab dem Sommer, wenn die Blätter größer sind, werden sie allerdings zu bitter und schmecken nicht mehr gut. Das Wildkraut wird aber auch auf immer mehr Wochenmärkten angeboten und teilweise sogar extra für den Verzehr kultiviert. Erhältlich sind neben den zarten grünen Blättern auch hellgrüne, fast gelbliche Blätter. Dieser sogenannte gebleichte oder weiße Löwenzahn wurde beim Wachsen mit Torf oder Folie bedeckt oder in dunklen Räumen gezüchtet. Dadurch haben sich weniger Bitterstoffe in den Blättchen gebildet und sie schmecken milder.
Doch nicht nur die zarten jungen Blätter sind essbar, auch die anderen Pflanzenteile können verzehrt werden.
Löwenzahn: Alle Pflanzenteile sind verwertbar | |
Blätter: Löwenzahn lässt sich ähnlich wie Rucola verwenden, zum Beispiel im Blattsalat oder Kartoffelsalat oder püriert im Smoothie oder als Pesto. Blanchiert könnt ihr Löwenzahnblätter wie Spinat benutzen, etwa im Auflauf, Kartoffelpüree oder als Füllung von Blätterteigtaschen. Getrocknet ergeben die Blätter einen Tee. | |
Blüten: Die gelben Blüten sind genießbar und ergeben eine farbenfrohe Zutat im Wildkräuter-Salat, als Topping für Dips & Frischkäse oder als essbare Deko. Außerdem kann man aus den Blüten Sirup und Gelee kochen, das an Honig erinnert. | |
Blütenknospen: Die Knospen könnt ihr einlegen und „falsche Kapern“ daraus machen. | |
Wurzeln: Als koffeinfreie Alternative zum Kaffee kann man die Löwenzahnwurzeln trocknen, rösten und mahlen. |
Löwenzahn als Heilpflanze
Löwenzahn, wissenschaftlich Taraxacum genannt, wird schon seit Jahrhunderten als Heilpflanze eingesetzt und findet auch heute noch Verwendung in der Naturheilkunde. Und das vor allem als Tee: Nachweislich wirkt Löwenzahntee harntreibend, außerdem soll Tee mit Löwenzahn eine krampflösende und blutreinigende Wirkung haben. Auch die Blätter sind gesund: Betacarotin, Vitamin C und Vitamin E stecken in den grünen Blättern, sowie der Ballaststoff Inulin, der die Verdauung ankurbeln soll.
So bereiten Köche Löwenzahn zu: Tipps vom Wildkräuterkoch
Auch in der Gastronomie werden Wildkräuter wie Löwenzahn, Bärlauch, Sauerampfer oder Brennnessel begeistert angenommen. Jean-Marie Dumaine führt eines der bekanntesten Wildkräuterrestaurants Deutschlands. Wir haben den Koch um Tipps zum Sammeln und Kochen mit Löwenzahn gebeten.
Für welche Gerichte verwenden Sie Löwenzahn?
Wildkräuter eignen sich für vielerlei wie Suppen, Salate oder Pesto. Aber ich habe im Laufe der Jahre neue Kreationen erarbeitet. Zum Beispiel mache ich aus den Löwenzahnblütenpollen ein Gelee, das schmeckt wie Honig. Das Gelee ist aufgebaut wie eine Orangenmarmelade, hat also die Komponenten bitter, sauer, süß, das passt super zusammen. Von der Löwenzahnwurzel kann man eine Art Kaffee herstellen. Dazu trockne ich die Wurzel, röste sie und ziehe mit Zucker ein wunderbares Karamell daraus – damit und mit dem Gelee kann man ein wunderbares Tiramisu herstellen. Sowohl farblich als auch geschmacklich ist es eine tolle harmonische Komposition. Aber auch ein Chutney aus den Löwenzahnblüten schmeckt hervorragend, die Blätter kann man wie Spinat blanchieren oder auch pürieren, was besonders gut zu Fisch passt.
Wann ist denn die beste Erntezeit für den Löwenzahn?
Der Löwenzahn beginnt je nach Witterung schon ab Ende Februar zu sprießen und hat anfangs ganz zarte Blätter, die fast wie Endivien- oder Radicchioblätter zartbitter schmecken und sich wunderbar für einen Salat eignen, z.B. mit Brotcroutons und Ei, dazu passt am besten ein Kartoffeldressing, das besänftigt den Löwenzahn. Wem ein reiner Löwenzahnblattsalat zu dominant schmeckt, kann ihn mit milderen küchenfertigen Salaten mischen. Beginnt der Löwenzahn zu blühen, sind die Blütenknospen das Beste, denn die schmecken in der Pfanne mit Butter und Ei gebraten nussartig. Die Blätter des Löwenzahns werden zum Juni hin leider immer bitterer und sind dann nicht mehr zu empfehlen. Spätestens wenn aus dem Löwenzahn eine Pusteblume geworden ist, ist die Zeit vorbei und man kann dann nur noch die Löwenzahnwurzel verwenden.
Wo findet man den Löwenzahn und kann man ihn mit anderen Pflanzen verwechseln?
Den Löwenzahn erkennt man leicht, man könnte ihn allerdings schon mit der Gänsedistel oder dem Hirtentäschel verwechseln, die man aber auch essen kann. Löwenzahn findet man auf Wiesen und im eigenen Garten. Er wächst zwar auch an Wegrändern oder in Parks, doch dort sollte man die Finger von ihm lassen, denn dort gehen viele Hunde spazieren. Ebenso sollte man genügend Abstand zu Straßen einhalten und lieber auf dem Land sammeln, dort ist die Gefahr von Schadstoffen geringer. Grundsätzlich sollte man Wildkräuter gut waschen, am besten zweimal. Außerdem beim Löwenzahn den Strunk wegschneiden, sodass die Blätter frei sind und kein Sand oder Dreck hängen bleibt. Danach gut trocken schleudern.
Wie groß ist die Gefahr des Fuchsbandwurms?
Grundsätzlich ist solch eine Gefahr nie zu unterschätzen, dennoch gab es in den letzten 20 Jahren nur ca. 500 Fälle von Übertragungen in ganz Europa. Wichtig ist die Wildkräuter in Gebieten zu sammeln, wo man sich sicher kann, dass dort keine Füchse leben oder wo man keine Fährte sehen kann. Da man das als Laie natürlich schwerlich weiß, sollte man lieber den wild wachsenden Löwenzahn aus dem eigenen Garten bevorzugen, der sonst als Unkraut auf dem Komposthaufen landet. Wie bereits erwähnt ist gründlich waschen immer oberstes Gebot und um ganz sicher zu gehen, kann man Wildpflanzen über 60 Grad dünsten und dann in gekochter Form weiterverarbeiten, so sterben eventuelle Keime ab.
Gehen durch das Blanchieren nicht viele Inhaltsstoffe und auch Geschmack verloren?
Wie bei jedem Kraut oder Gemüse reduzieren sich auch bei den Wildkräutern Geschmack und Inhaltstoffe, sobald sie gekocht werden. Aber da Wildpflanzen einen intensiveren Geschmack haben als Küchenkräuter, ist das kein großes Problem. Ebenso ist es mit den Inhaltsstoffen, wenn man den Löwenzahn nur kurz blanchiert. Zudem gilt er als appetitanregend, harntreibend und kann als Tee auch bei Rheumatismus helfen.

Jean-Marie Dumaine führt das Vieux-Sinzig, eines der bekanntesten Wildkräuterrestaurants in Deutschland. Dumaine begann vor vielen Jahren, Wildpflanzen in seine Küche zu integrieren und gilt als Vorreiter des so genannten „Flur-Foods“. Was für einige Menschen als Unkraut gilt, sind für ihn wahre Schätze der Natur. Wer über das Essen hinaus Interesse an Wildpflanzen hat, den nimmt Jean-Marie Dumaine mit auf seine Kräuterwanderungen durch das Ahrtal, die Wahlheimat des Franzosen. Hier lernt man alles über Löwenzahn & Co., wo man sie findet und wie man sie verwendet.
Copyright Foto: Jean-Marie Dumaine
Habt ihr jetzt auch Lust bekommen, beim nächsten Spaziergang oder im Garten Löwenzahn zu sammeln um daraus würzige Gerichte zuzubereiten? Dann ist unsere Rezeptstrecke genau das Richtige für euch.
Löwenzahn – Rezepte von Wildkräuterpesto bis Blütenpollengelee
Löwenzahn ist am einfachsten als Salat oder Gemüse zubereiten. Als Salat harmoniert er prima mit Walnussöl und im Kartoffelsalat, aber auch gemischt mit sanften Blattsalaten kann er serviert werden. Wenn ihr den Löwenzahn aus dem eigenen Garten habt und sicher seid, dass er naturbelassen und sauber ist, reicht es, ihn zu putzen, mit Wasser abzubrausen und die dicken Stiele zu entfernen. Um alle Keime abzutöten könnt ihr den Löwenzahn auch blanchieren. Dann macht er sich gut in Suppen, Püree oder Pastasaucen. Aus den Blüten könnt ihr einen honigartigen Sirup kochen oder sie roh im Salat oder als Deko verspeisen. Wir wünschen viel Spaß beim Ernten und Ausprobieren der Rezepte!