Wir nähern uns der japanischen Perfektion und nehmen mit: viele kleine Köstlichkeiten in einer Box. Außerdem klären wir, was Bento eigentlich ist und geben ganz viele Anregungen.
Mit dem Blick auf eine perfekt bestückte Bento Box, fragt man sich schon, ob diese jahrhundertealte Tradition in Japan bis heute wirklich gelebt wird. Wer bitte wäscht denn in aller Herrgottsfrühe Gemüse und Obst, Fleisch, Fisch und Reis, schneidet, brät, kocht oder frittiert und richtet alles formvollendet in einer Box an? Denn das, was diese Boxen traditionell beinhaltet, lässt sich nur mit Abstrichen am Vortag vorbereiten. Wandern diese Kunstwerke im Land der aufgehenden Sonne wirklich zuhauf in Kindergärten, Schulen, Universitäten, Büros oder Fabriken und warten dort auf ihre hungrige Enthüllung?
Ja - Bento ist bis heute für kleine und große Japaner:innen ein zuverlässiger Begleiter. Dagegen erscheint unser Pausenbrot schon etwas fad. Doch das kann sich ja noch ändern. Von frisch zubereiteten Reisbällchen mit gebratenem Brokkoli sind wir vielleicht noch weit entfernt, doch auch im Westen wird der Pausensnack immer kreativer. Und zu unserer Verteidigung: In Japan steht auch nicht jeder morgens lange in der Küche, dort gibt es die typische Lunchbox an vielen Ecken einfach zu kaufen. Das ist praktisch und bestimmt auch lecker, was dann aber fehlt ist die extra Portion Liebe, die bei der detailreichen Zubereitung mit in die Box wandert.
Damit wäre also die wichtigste Zutat geklärt: Liebe. Über den weiteren Inhalt entscheidet der Geschmack und natürlich auch das Auge. Zum einen sollten die einzelnen Elemente hübsch anzusehen sein, zum anderen kommt es auf die Sortierung an. Das Bento muss als Gesamtkunstwerk betrachtet werden. Damit beim Transport nicht alles durcheinanderpurzelt, bieten sich Dosen an, die mit Trennwänden ausgestattet sind. Die muss man aber nicht extra kaufen, drei oder vier Muffinförmchen (oder Ähnliches) in einer herkömmlichen Brotdose erfüllen auch diesen Zweck.
Bento in der Schule: Ideen für die Große Pause
Müslikugeln, Energiebällchen(Foto: CK_Print-Magazin / Thomas Neckermann)Zum Rezept
Pause - Power - Spieße(Foto: CK_Print-Magazin / Thomas Neckermann)Zum Rezept
Pfannkuchenrolle vom Blech(Foto: Chefkoch-Video)Zum Rezept
Ananas-Fritten mit Himbeer-Ketchup(Foto: CK_Print-Magazin / Thomas Neckermann)Zum Rezept
Wenn es darum geht, ein Bento vorzubereiten, das aus mehreren Kleinigkeiten besteht, muss die Auswahl stimmen. Neben gegarten Dingen spielt auch Rohkost eine große Rolle. Sticks und Schnitze von Obst und Gemüse werden mit einem Dip im kleinen Schraubglas zum Erlebnis und alle Fortgeschrittenen können sich auch an kleine Kunstwerke aus Obst und Gemüse wagen.
Von Pinguinen und Mäusen - auf die Deko kommt es an
Kleine Pinguine mit Traubenfrack und Karottenfüßchen(Foto: CK_Print-Magazin / Westermann + Buroh)Zum Rezept
Um die einzelnen Zutaten möglichst gut zur Geltung kommen zu lassen, können die Häppchen noch einmal in Szene gesetzt werden. Zum Beispiel auf einem frischen Salatblatt oder mit kleinen bunten Pickern, die es in allen möglichen Ausführungen zu kaufen gibt und die immer wieder verwendet werden. Mit aufgeklebten essbaren Augen erwachen Möhren oder Trauben zum Leben und Plätzchenausstecher eigenen sich dazu alles Mögliche in Form zu bringen. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
Was heißt Bento eigenlich?
Der japanische Begriff Bentō bedeutet übersetzt soviel wie Lunchpaket und beschreibt lediglich die Darreichungsform und nicht das, was in der Dose steckt. Wichtig ist, dass das Bento aus mehreren Speisen besteht. Ein asiatischer Touch ist kein Muss. Selbst in Japan gibt es mittlerweile auch westliche Speisen in der landestypischen Verpackung. Zum Beispiel Spaghetti Bolognese Bento - es gibt nichts, was es nicht gibt.
Keine schnelle Nummer
Im Gegensatz zu klassischen Meal Prep Gerichten, hat Bento nicht das Ziel, Zeit einzusparen. Es geht nicht um Effektivität in der Küche, nicht darum, möglichst wenig Aufwand zu betreiben. Trotzdem ist das natürlich nicht verboten und es bietet sich doch an, Vorbereitungen zu treffen. Gebackenes wie Brot, Brötchen, Kekse oder Kuchen, Bratlinge, Frikadellen oder Müsliriegel eigenen sich besonders gut zum Einfrieren. Fix und fertig wandert morgens alles in die Box und ist bis zu ihrem Einsatz fertig aufgetaut. Wir haben einige Ideen zusammengestellt.
Die japanische Küche ist sehr produktbezogen. Da wundert es nicht, dass sich das auch in einem gängigen japanischen Bento widerspiegelt. Ganz besonders fällt das auf, wenn ein komplettes Gericht auf die Reise geht. Die Basis bildet in den meisten Fällen, wie sollte es anders sein: Reis. Hinzu kommen Gemüse und Fisch oder Fleisch. Alles relativ wenig gewürzt und kurz gegart, so dass der Geschmack von jedem einzelnen Produkt erhalten bleibt. Der Clou kommt ganz zum Schluss und das ist die Art des Anrichtens, die gleichzeitig den Zusammenhalt in der Box garantiert. Hier setzt man in Japan zumeist auf ovale Dosen ohne Unterteilung. Dicht an dicht wird alles in der Box platziert und später bei Zimmertemperatur gegessen. Wir haben ein paar typisch japanische Gerichte gefunden, die sich gut für Bento eignen und sich untereinander kombinieren lassen.
Japanischer gekochter Rettich mit Hackfleisch(Foto: unknown-a1a36412ce6ca09e8101fa13)Zum Rezept
Gegrillter Lachs japanische Art
Reis
Tamagoyaki - japanisches Omelett
Edamame - grüne Sojabohnen
Tonkatsu
Japanische Calamari
Japanische Gyoza
Onigirazu
Katsudon
Japanischer gekochter Rettich mi…
So wie viele uralte Traditionen, ist auch Bento immer im Wandel und passt sich an das Leben und an die Bedürfnisse der Menschen an. Packte man im 5. Jahrhundert einfache Speisen noch in Bambusrohre, um sie transportfähig zu machen, lachen einem heute Pokémon-Reisbällchen aus bunten Dosen entgegen. Doch so vielseitig und wandelbar Bento auch ist, es hat seine Grenzen. Eintöpfe und Suppen eignen sich nicht. Jedenfalls noch nicht, aber wer weiß, was man sich in Japan noch so alles einfallen lässt. Vielleicht lässt man sich dort von unserem guten alten Henkelmann inspirieren.