Nachhaltigkeit mit Chefkoch

Nachhaltig Leben mit der Familie Steuer

Nadine und Philipp an ihrem Lieblingsort – ihre Küche.

(Foto: Jana Stening)

Im Auftrag der Nachhaltigkeit hat Maja von Chefkoch ein Interview mit Nadine und Philipp Steuer geführt. Als Influencer geben sie Einblicke in ihren Alltag, den sie so nachhaltig wie möglich gestalten. 

Das machen die Beiden sehr sympathisch und mit einer feinen Prise an Humor. Außerdem veröffentlichen sie Koch- und Backbücher, haben kürzlich eine Fertigmischung für einen veganen Käsekuchen herausgebracht und Nadine hat ihre eigene vegane und plastikarme Kosmetiklinie. Natürlich wollen sie Vorbilder sein und mit gutem Beispiel vorangehen, am Wichtigsten ist ihnen aber ihre Authentizität. Sie geben Tipps rund um eine vegane Ernährung. Dabei möchten sie aber nicht krampfhaft bekehren. Es soll Spaß machen und vor allem lecker sein auf tierische Produkte zu verzichten. So muss nicht immer alles total gesund sein, zuckerfrei und aus Vollkornmehl bestehen. 

Maja: In unserer Themenwelt „Nachhaltigkeit mit Chefkoch“ nähern wir uns seit einiger Zeit dem Thema. Das macht sehr viel Spaß, vor allem weil unsere Community so offen ist und erkannt hat, wie wichtig dieser Gedanke ist. Ihr seid richtige Experten, wenn es um Nachhaltigkeit geht, deshalb freue ich mich sehr, dass wir uns heute darüber unterhalten. Wie seid ihr eigentlich zu dem Thema gekommen und was bedeutet es für euch, nachhaltig zu leben?

Nadine: Wir glauben, dass wir alle um dieses Thema nicht mehr herum kommen. Die Umwelt zu schützen und den Klimawandel aufzuhalten ist gerade so wichtig wie noch nie. Als junge Eltern, so wie wir es sind, wird dir das nochmal stärke bewusst. Und nachhaltig zu leben ist gar nicht so einfach. Unser System ist so komplex, gerade für den Endverbraucher. Es freut uns, dass wir hier als Experten gehandelt werden, doch auch Philipp und ich lernen jeden Tag dazu. Auch wir befinden uns in einem ständigen Prozess, wenn es darum geht, alte Gewohnheiten zu überdenken. 

Maja: Welchen Stellenwert nimmt eure Ernährung dabei ein? 

Philipp: Wir essen seit einigen Jahren vegan. Das heißt, dass wir vollkommen auf tierische Produkte verzichten. Man glaubt gar nicht, wieviel Einfluss unser Essverhalten auf das Klima und den Umweltschutz hat. Vom Tierwohl ganz zu schweigen. Für uns war es wichtig zu erkennen, dass wir selbst etwas tun können. Schließlich können wir selber entscheiden, was wir essen. 

Nadine: Das war aber tatsächlich ein Prozess, der mehrere Jahre dauerte. Ich verzichtete zwar schon eine längere Zeit weitgehend auf Fleisch und Fisch. Wenn der Koch im Haus, also Philipp, aber auf sein Schnitzel besteht, gestaltet sich das schwierig. Eine Fernseh-Doku über Massentierhaltung gab dann den Wendepunkt und Philipp wollte auch kein Fleisch mehr essen. Der gemeinsame Entschluss Vegetarier zu sein, brachte den Stein so richtig ins Rollen. Nach und nach schwanden alle tierischen Produkte aus unserer Küche und die vegane Ernährung wurde zu unserer Mission. 

Maja: Wie bewertet ihr den gesundheitlichen Aspekt einer veganen Ernährung? 

Philipp: Sich frei von tierischen Produkten zu ernähren, bedeutet auch, sich sehr bewusst zu ernähren. Zwangsläufig, denn jedes Produkt muss auf seine Inhaltsstoffe gecheckt werden. Du weißt bei verarbeiteten Lebensmitteln nie, ob sich nicht doch tierische Produkte darin verstecken. Da wirst du ganz schnell zum Experten. Von der Frage, was sich hinter all den seltsamen Bezeichnungen in den Zutatenlisten verbirgt, kamen wir ganz schnell auf die Fragen, wo kommt das eigentlich her und möchte ich das essen? Im Normalfall ernährt man sich als Veganer schon gesünder. Aber: Man kann sich auch sehr gut sehr schlecht vegan ernähren. Die Vielfalt an veganen Alternativ- und Fast-Food-Produkten ist mittlerweile sehr groß. 

Maja: Was haltet ihr denn von veganen Fertigprodukten? Gibt es da Unterschiede? Was könnt ihr unserer Community empfehlen? 

Nadine: Uns haben die veganen Alternativen die Umstellung stark erleichtert. Gerade am Anfang war es wichtig, nicht das Gefühl zu haben, auf etwas zu verzichten. Wir finden, dass sich das Angebot an Alternativen zu Fisch und Hühnchen echt sehen und vor allem schmecken lassen kann. Auch vegane Burger-Patties kommen von vielen Herstellern nah an das Original heran. Und bei den veganen Joghurts und Puddings muss man mittlerweile gar nichts vermissen. Sogar veganes Gebäck und Kuchen schmecken richtig gut. Was allerdings immer noch ein bisschen hinterherhinkt ist der Käse. Doch wir merken, dass sich da gerade ganz viel tut. Es freut uns, dass der Markt sich mittlerweile echt Mühe gibt, denn die Zielgruppe sind schon lange nicht mehr nur die Veganer.

Maja: Stimmt – man muss kein Veganer sein, um vegane Produkte zu essen. Was ist wohl die größte Herausforderung in der Küche, wenn auf tierische Produkte verzichtet wird? 

Philipp: Die größte Herausforderung ist sicherlich, Gewohnheiten abzulegen. Dazu gehört auch die Überlegung, ob man überhaupt einen Ersatz benötigt. Das ist jedem selber überlassen. Wichtig ist, dass man hinter der veganen Ernährung steht. Wir halten es nicht für sinnvoll, ein veganes Leben als permanente Challenge zu sehen. Dieses Gefühl reicht vielleicht am Anfang, irgendwann sollte sich aber Normalität einstellen. Die Überzeugung, das Richtige zu tun, ist wichtig, darf aber nicht den Alltag bestimmen. Sonst wird es dogmatisch und für alle Beteiligten unangenehm. Ich behaupte mal, dass wir ganz gut die Balance halten, obwohl wir das Thema zu unserem Beruf gemacht haben. 

Maja: Ziemlich erfolgreich sogar. Auf Instagram und auf Youtube teilt ihr immer wieder vegane Rezepte. Philipp kocht und Nadine konzentriert sich mehr auf die süße Abteilung. Gerade beim Backen stelle ich es mir schwierig vor, auf Eier und Butter zu verzichten. Wie löst du das Problem, Nadine?

Nadine: Ja, beim Backen muss man schon etwas tiefer in die Trickkiste greifen als beim Kochen. Ist aber alles möglich. Eier lassen sich beispielsweise sehr gut durch eingeweichte Chiasamen ersetzen. Oder durch eine Mischung aus Sojamehl und Wasser. Die Königsdisziplin im veganen Backen ist da sicherlich der Käsekuchen. Philipps Lieblingskuchen – da kam ich an seinem ersten veganen Geburtstag ganz schön ins Schwitzen. Ich wollte ihn unbedingt überraschen und uns beiden beweisen, dass Käsekuchen auch vegan geht. Einige Versuche mit verschiedenen Zutaten habe ich schon gebraucht, bis ich rundum zufrieden war. 

Philipp: Und davon kann sich übrigens jeder selbst überzeugen, denn den Kuchen haben wir in einer Backmischung verewigt, die es unter dem bezeichnenden Namen OhSoGood online zu kaufen gibt. Ich behaupte mal, dass sich darüber nicht nur die vegane Community freut. 

Nadine: Genau. Bis es soweit war haben wir lange an der Rezeptur herumgetüftelt. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Ei und auch den Quark im Kuchen zu ersetzen. Seidentofu bietet sich zum Beispiel an. Das habe ich anfangs gemacht – schmeckt auch super. Für unsere Backmischung wollte ich es aber zugänglicher. Der Kuchen sollte nicht nur etwas für Veganer sein und wir wissen, dass viele automatisch in Abwehrstellung gehen, wenn sie Tofu hören. Hinzukommt, dass es Seidentofu immer noch nicht überall zu kaufen gibt. Pflanzliche Quarkalternativen dagegen schon. 

Optisch und geschmacklich ein Genuss - die vegane Käsekuchen-Alternative der Familie Steuer.

Foto: All About Cake GmbH

Maja: Und was unterscheidet euren Käsekuchen von anderen Backmischungen? 

Philipp: Natürlich der fantastische Geschmack! Und ganz nebenbei ist er kinderleicht zubereitet. Das schaffe sogar ich, wobei ich Backen gar nicht so gerne mag. Es gibt zwei Tütchen, Soja-Joghurt, pflanzliche Butter, pflanzliche Milch dazu und im Handumdrehen glänzt der Käsekuchen. Das Backen im Ofen dauert da am längsten. Außerdem ist die Umverpackung zu 100 Prozent kompostierbar, kann also einfach im Biomüll entsorgt werden. Der Rest wandert in die Papiertonne.

Maja: Das hört sich gut an. Wie bewertet ihr denn die aktuellen Möglichkeiten, in Deutschland nachhaltig zu leben und sich nachhaltig zu ernähren?

Nadine: Wir finden, dass das in Deutschland sehr gut möglich ist. Es gibt so viele Wochenmärkte, auf denen regionale Zutaten verkauft werden. So wird keine Energie beim Transport verschwendet. Sogar Soja wird in Deutschland immer stärker angebaut, sodass Tofu, Sojamilch und die gesamte Produktpalette regional bezogen werden kann. Zudem gibt es in Deutschland weltweit die meisten veganen Produkteinführungen im Jahr. Das macht es schon sehr einfach, sich nachhaltig zu ernähren.

Maja: Was habt ihr in Zukunft vor, wo geht eure nachhaltige Reise hin?

Philipp: Es dauert gar nicht mehr lange und wir ziehen in unser neues Haus. Dort ist genügend Platz für eine eigene Solaranlage. Außerdem werden wir in unserem Garten selber Obst und Gemüse anbauen. Darauf freuen wir uns schon sehr.