Nachhaltigkeit mit Chefkoch

Deutschland – das Land, wo die Papayas blühen?

Olivenhain der Agro Rebels in Österreich

Olivenhain der Agro Rebels in Österreich

(Foto: Agro Rebels)

Papayas aus Oberfranken? Melonen aus Brandenburg? Reis und Oliven aus Österreich? Verschiedene Pionierinnen und Pioniere nutzen den Klimawandel für spannende nachhaltige Projekte.

Der Klimawandel ist eines der größten Probleme unserer Zeit. Die Erderwärmung wird den Anbau vieler heimischer Obst- und Gemüsesorten immer weiter erschweren. Statt Opfer des Klimawandels zu werden, zeigen verschiedene Landwirte, Projekte und Unternehmen bereits jetzt, wie sie die veränderten Gegebenheiten sich zu eigen machen. So macht der Klimawandel nichts mit ihnen, sondern sie etwas mit ihm.

Melonen aus Deutschland

Melonen werden inzwischen nicht nur in Asien oder Afrika angebaut, sondern auch in den Mittelmeerländern oder in Deutschland. Verschiedene Landwirte in Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Bayern oder milden Gegenden und Weinbaugebieten züchten ebenfalls die leckeren Sommerfrüchte.

Als kleine Sonnenanbeter brauchen Melonen vor allem anhaltende Wärme und gutes Wetter, um aromatisch und reif zu werden. Nur zu Beginn in der Anwachsphase brauchen sie etwas Regen. Einige Landwirte in Deutschland bauen die saftige Verwandte des Kürbis bereits an. Das bedarf viel Handarbeit, weshalb der Preisunterschied in der Herstellung gegenüber der importierten Ware durch Regionalität und Frische ausgeglichen werden muss.

Schaut doch mal im Supermarkt nach, woher die angebotenen Melonen kommen, oder fragt beim nächsten Marktbesuch die Händler, ob es auch bereits Melonen aus eurer Gegend gibt. Vielleicht habt ihr ja Glück und kommt in den Genuss einer regionalen Melone.

So wächst der Reis in Österreich

So wächst Reis in Österreich

(Foto: ÖsterReis)

ÖsterReis – Reis aus Österreich

Reis ist für mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung das Hauptnahrungsmittel und damit eine der wichtigsten Nutzpflanzen der Erde. Etwa 600 Tonnen Reis werden jedes Jahr weltweit produziert. 90 Prozent der Welternte stammen dabei aus Asien. Ein kleiner Anteil kommt inzwischen aus Österreich von ÖsterReis.

Arsenfreier Bio-Reis aus Österreich
Arsenfreier Bio-Reis aus Österreich

in nachhaltiger Glas-Verpackung

(Foto: ÖsterReis)

Hinter ÖsterReis stecken Gregor Neumeyer und weitere junge, innovative Landwirte aus Österreich. Seit 2016 bauen sie erfolgreich Reis im ressourcenschonenden Trockenreis-Verfahren an. Gewässert wird ihr Reis nämlich durch sonnengewärmtes Donauwasser. So wird Reis zum regionalen Produkt. Durch die regionale Produktion fallen die langen Transportwege aus Asien oder anderen Teilen der Welt weg. Auch das macht den ÖsterReis klimafreundlicher.

Reis fühlt sich jedoch erst bei Temperaturen über 15 Grad wohl. Deswegen kann ÖsterReis meist erst Ende April mit der Sämaschine und damit dem Anbau des Reis loslegen. Freunde und Familie unterstützen dann im weiteren Verlauf des Jahres tatkräftig bei der Pflege der Felder und der manuellen Unkrautentfernung. Im August blüht der Reis dann endlich auf den Feldern und es dauert nur noch einen Monat bis der Mähdrescher zur Ernte ausrücken kann. Danach wird der Reis geschält, mit einer Reismühle aus Japan poliert und verkaufsfertig verpackt.

Über ihren Onlineshop oder auf ihrem Hof in Gerasdorf kann der ÖsterReis erworben werden. Neben einem Glas mit 450 g Reis für 6,90 € bieten sie auch ein praktisches Abo von 5-kg-Reissäcken (ab 68 €) an. Dadurch lässt sich nicht nur prima Verpackungsmüll sparen, sondern der Reis wird auch noch günstiger als im Einzelverkauf.

Reisanbau – wie wächst Reis?

Reis wird seit 10.000 Jahren kultiviert. Wenn wir an Reisanbau denken, haben wir direkt die Bilder der weitreichenden gefluteten Reisterassen Balis vor Augen. Oder wie Bauern Reiskörner noch aus eigener Kraft auf dem Boden dreschen. Das ist aber nur eine von zwei Reisanbauverfahren: der traditionelle Nassreisanbau. 

 

Der Nassreisanbau

Beim Nassreisanbau werden die Reisfelder mit einem Pflug auf die Aussaat vorbereitet. Vorgezogene Sämlinge werden dann in die Felder gepflanzt, die entweder durch Regen- oder Flutwasser durch ein ausgeklügeltes System aus Bambusrohren, Gräben und Kanälen geflutet werden. Erst kurz vor der Ernte wird das Wasser abgelassen. Dann wird der Reis geerntet, gedroschen, gewaschen und getrocknet.

 

Dieses traditionelle Anbauverfahren bedarf pro Kilogramm Reis zwischen 3.000 und 5.000 Litern Regen- oder Flusswasser. Durch die Wassermassen werden einerseits zwar Schädlinge und Unkraut ferngehalten, andererseits erzeugt diese Anbauweise hohe Methanemissionen.

 

Der Trockenreisanbau

Das Gegenstück dazu ist der Trockenreisanbau, durch den 13 % der Reisfelder weltweit bewirtschaftet werden. Wie der Name schon verrät, werden die Reisfelder bei dieser Anbauweise nicht geflutet. Deswegen bietet sich dieses Verfahren vor allem in den Gebieten an, in denen nicht so viel Wasser zur Flutung der Reisfelder zur Verfügung steht.

Ähnlich wie Getreide wird Reis bei dieser Methode trocken gesät oder als junger vorgezogener Reis auf den Feldern ausgepflanzt. Eine ausreichende Bewässerung ist immer noch wichtig für das Wachstum der Pflanzen, jedoch ist der Wasserverbrauch deutlich geringer. 

 

Dieses Verfahren bedarf weit weniger Handarbeit, da Maschinen, wie beispielsweise Mähdrescher, eingesetzt werden können. Weitere Vorteile sind, dass dieser Reis frei von giftigen Schwermetallen und ungesunden Stoffen wie Arsen ist, die Reis auf gefluteten Feldern über die Wurzeln aufnimmt. Auch die Methanemissionen entfallen, die beim Nassreisanbau durch Fäulnisprozesse des Pflanzenmaterials unter Wasser entstehen. Damit ist Reis aus Trockenreisanbau klimafreundlicher.

 

Reisernte mit dem Mähdrescher

Reisernte mit dem Mähdrescher

(Foto: ÖsterReis)

Agro Rebels – Oliven aus dem Burgenland

„The rebellion starts here!“ – das steht auf einem Schild in einem Olivenhain der Agro Rebels in Österreich. Ihre Kampfansage gegen den Klimawandel ist dabei deutlich. Seit 2019 rebelliert das Team der Agro Rebels um Daniel Rössler, Lukas Hecke, Dr. Markus Fink und Max Simhirt. Denn statt zuzusehen, wie ihr Österreich und die heimische Landwirtschaft zum Opfer des Klimawandels werden, schmieden sie Pläne, um nicht nur dem Klimawandel zu trotzen, sondern ihn sogar aktiv für ihre Zwecke zu nutzen.

Ein Olivenbaum wird gepflanzt

Ein Olivenbaum wird gepflanzt

(Foto: Agro Rebels)

Dazu erforscht das Team von Agro Rebels zusammen mit Wissenschaftlern exotische Obst- und Gemüsesorten am Feld und baut diese dann in Kooperation mit Landwirten an, um sie unter einer gemeinsamen Dachmarke zu verkaufen.

Das erste Produkt der Agro Rebels ist die Olive. 2020 entstanden die ersten Olivenhaine mit 400 Bäumen. 2021 schloßen sich ihnen die ersten 10 Partner-Bauern an. 2022 wird es ihre Ess-Oliven zu kaufen geben und voraussichtlich 2024 kommt ihr Olivenöl auf den Markt. Der weitere Werdegang dieses Food-Start-Ups bleibt auf jeden Fall spannend. 

Interessierte Bauern können sich ihrer Rebellion anschließen und so ebenfalls den Auswirkungen des Klimawandels trotzen.

Die Agro Rebels bei der Arbeit

Die Agro Rebels bei der Arbeit

(Foto: Agro Rebels)

Klein Eden – ein Tropenhaus in Oberfranken

Die Region Oberfranken ist eine klimatisch eher raue Region. Dennoch wachsen im Tropenhaus Klein Eden in Kleintettau exotische Früchte: von Papayas über Zwergbananen bis hin zu Maracujas. Ungefähr 220 Pflanzensorten und diverse tropische Speisefische in Bio-Qualität lassen sich auf den 3.500 m² des Klein Eden finden.

Blick ins Forschungshaus des Klein Eden

(Foto: Klein Eden – Tropenhaus am Rennsteig)

2011 fiel der Startschuss für dieses visionäre Umweltprojekt, das aus Nachhaltigkeitsbestrebungen der Firma Heinz-Glas in Kleintettau hervorging. In der Glashütte des Unternehmens entstand bislang ungenutzte Prozesswärme. Diese sollte nun ein neu erreichtes Tropenhaus wärmen, in dem tropische Früchte und Fische unter nachhaltig wirtschaftlichen Bedingungen gewonnen werden sollen.

Neben der Firma Heinz-Glas unterstützen die Gemeinde, der Landkreis sowie u.a. Wissenschaftler der Universität Bayreuth und die Europäische Union dieses Projekt. Als langfristiges Ziel will das Klein Eden sich durch den Verkauf von Fischen und Früchten selbst tragen.

Wer in den Genuss der heimischen exotischen Früchte und Fische kommen will, kann sich über die Webseite des Tropenhauses ein Probierpaket bestellen (nur begrenzt verfügbar). In ausgewählten Läden im Landkreis Kronach gibt es die Waren außerdem noch zu kaufen. 

Das Tropenhaus lässt sich nach Terminabsprache auch mit Führung besichtigen. Von Ende Mai bis Anfang September ist dabei die Hauptblütephase der meisten Pflanzenarten. Früchte tragen die Pflanzen sogar bis in den November.

Maracujas und Calamondinorangen im Klein Eden

Maracujas und Calamondinorangen im Klein Eden

(Foto: Klein Eden – Tropenhaus am Rennsteig)

Sieht so die Zukunft aus?

Ob mit Melonen, Reis, Oliven oder exotischen Früchten, diese Unternehmen und Landwirt:innen lassen sich nicht vom Klimawandel kleinkriegen. Stattdessen zeigen sie, dass es spannende Perspektiven für die vom Klimawandel veränderten Gegenden geben kann. Das lässt uns positiv in die Zukunft blicken und hoffen, dass da draußen noch mehr kreative Köpfe an weiteren Zukunftsvisionen für eine klimatisch veränderte Welt sitzen. Wir haben auch bereits von Safran aus Deutschland, Wasabi aus Österreich und Vanille aus den Niederlanden gehört. Es bleibt also spannend!